Ein sonniger Nachmittag, ein lichtdurchfluteter Raum im Hamburger Teehaus – und der Klang des Gongs, der alle Grenzen von Alter und Erfahrung überbrückte.
Es war eine absolute Premiere: Zum ersten Mal durfte ich im Teehaus in den Hamburger Wallanlagen ein Gong-Konzert gestalten. Schon als der Termin feststand, wusste ich, dass dieser Ort etwas Besonderes ist – doch wie sich die Veranstaltung anfühlen würde, konnte ich im Vorfeld nicht wirklich einschätzen.
Die Vorbereitung dauerte mehrere Wochen. Ich habe überlegt, wie ich den Raum am besten mit Klang füllen kann, welche Gongs und Instrumente harmonieren würden und wie der Ablauf aussehen sollte. Dabei gab es eine Unsicherheit, die mich bis zum Veranstaltungstag begleitete: Wer würde kommen? Wie viele Menschen würden den Weg ins Teehaus finden? Diese Ungewissheit, gepaart mit einer gewissen Vorfreude und gesunder Aufregung, begleitete mich bis zum ersten Ton.
Ein Raum der Klang trägt
Das Teehaus, mit seiner hellen, transparenten Architektur, ist ein Geschenk für jede Art von Klangarbeit. Große Glasflächen öffnen den Raum in alle Richtungen, lassen Licht und Natur hineinströmen und schaffen eine Weite, die den Klang frei atmen lässt. Die Sonne spiegelte sich im Glas, während der Gong den Raum füllte. Es war, als würden Klang und Licht miteinander tanzen. An diesem Nachmittag spielte auch das Wetter mit: Immer wieder schien die Sonne durch die gläsernen Wände, wechselte mit sanft ziehenden Wolken, tauchte den Raum mal in goldenes, mal in kühles Licht. Mehrere Teilnehmende berichteten später, dass sie während der Klänge das Gefühl hatten, auch Farben wahrzunehmen – als würden Licht und Klang miteinander verschmelzen.
Alt trifft Jung eine besonder Mischung
on Beginn an war klar: Dies würde keine „klassische“ Veranstaltung nur für eine bestimmte Zielgruppe. Stattdessen entstand eine wunderbare Mischung. Ältere Besucher*innen aus dem Stadtteil und Gäste der AWO Hamburg saßen Seite an Seite mit jüngeren Menschen aus der Yoga- und Klangszene. Einige kannten bereits Klangmeditationen, andere waren völlig neu in dieser Welt.
Diese Vielfalt machte den Nachmittag lebendig. Unterschiede in Alter, Erfahrung oder Lebenssituation spielten plötzlich keine Rolle mehr. Alle waren verbunden durch das gemeinsame Lauschen, das Spüren der Vibrationen und das Erleben des Moments. Viele Besucherinnen blieben nach dem Konzert noch im Gespräch – Begegnungen, die ohne den Klang vielleicht nicht stattgefunden hätten.
🗣️ „Ich konnte so tief entspannen wie lange nicht. Es war, als ob ich mich aufgelöst habe im Raum – und das Licht hat die Klänge fast sichtbar gemacht.“ oder auch: „Es war, als hätte ich für einen Moment alles Schwere vergessen.“

Persönliche Erfahrungen, die berühren
Die Gruppe war bunt gemischt: Ältere Menschen aus dem Stadtteil, Gäste der AWO, und Jüngere aus dem Yoga- und Klangumfeld – ein schönes Miteinander ohne Schwellen. Viele kamen neugierig, einige skeptisch, aber alle offen. Und sie gingen mit einer neuen Erfahrung nach Hause.
Eine Teilnehmerin berichtete nach der Session sichtbar bewegt davon, dass sie während des Gongklangs eine Reaktion in ihrem Rücken gespürt habe – genau an der Stelle, an der sie seit Jahren Verspannungen und Beschwerden kennt:
🗣️ „Es war, als ob der Klang dorthin ging und etwas in Bewegung gebracht hat. Ich habe gespürt, wie es anfängt zu arbeiten – das war für mich richtig heilsam.“

Das Feedback - Vielfältig und berührend
Nach dem letzten Ton blieb es noch eine Weile still im Raum. Diese Momente der Nachwirkung sind für mich als Klangbegleiter besonders wertvoll. Dann kamen die ersten Stimmen: Dankbarkeit, Überraschung, Freude darüber, dass so etwas mitten in der Stadt möglich ist.
🗣️ „Ich hatte vorher noch nie ein Gongkonzert erlebt. Jetzt verstehe ich, warum so viele davon sprechen. Das war kein Konzert, das war eine Reise.“
Klang wirkt nicht nur auf das Ohr, sondern auf den ganzen Körper. Vibrationen können Spannungen lösen, die Atmung vertiefen und innere Ruhe schenken. Gerade in einer schnelllebigen Stadt wie Hamburg entsteht so ein Raum zum Durchatmen.Ein Ort, der Klang trägt
Das Teehaus selbst war wie gemacht für dieses Erlebnis: klare Linien, viel Glas, eine offene Struktur, die den Klang nicht begrenzt, sondern fließen lässt. Die Architektur wird eins mit dem, was dort geschieht. Licht, Klang und Raum stehen in Beziehung – und der Mensch mittendrin.
Mehr als ein Raum – ein Projekt der AWO Hamburg
Das Teehaus wird heute von der AWO Hamburg als offener Treffpunkt betrieben – generationenübergreifend, inklusiv und lebendig. Es ist Teil eines Netzwerks aus Senioren- und Nachbarschaftstreffs in Hamburg, das Menschen zusammenbringt – für Austausch, Begegnung und auch für besondere Momente wie diesen.
Ein Ort mit Geschichte – und Zukunft
Die Lage des Teehauses mitten im Park verleiht solchen Veranstaltungen eine ganz besondere Atmosphäre. Draußen das Wasser, der alte Baumbestand, die Weite der Wallanlagen – drinnen der helle, verglaste Raum, in dem jede Nuance des Klangs getragen wird.
Man spürt diese Verbindung: Die Natur vor den Fenstern ist nicht Kulisse, sondern Teil des Erlebnisses. Das Rauschen der Blätter, das Lichtspiel auf dem Wasser – all das verschmilzt mit den Gongklängen und trägt zur Tiefe der Erfahrung bei.
Das Teehaus wurde 1963 zur Internationalen Gartenschau erbaut und zwischen 2018 und 2022 umfassend saniert. Dabei blieb seine charakteristische leichte Neigung bewusst erhalten – ein architektonisches Detail, das dem Ort seinen besonderen Charme verleiht. Neue Verglasungen, rekonstruierte Sonnenschutzelemente und eine barrierefreie Gestaltung machen es heute zu einem funktionalen wie atmosphärischen Ort.
Fazit: Ein Nachmittag, der nachhallt
Für mich war dieses Klangkonzert etwas ganz Besonderes – nicht nur wegen der Akustik oder der Sonne, die durch das Glas spielte, sondern wegen der Menschen. Weil Klang verbindet. Weil ein Ort offen sein kann für Alt und Jung, für Achtsamkeit, Tiefe und Heilung. Dieser Nachmittag im Teehaus war mehr als ein Konzert. Es war ein gemeinsames Erlebnis, das Menschen unterschiedlicher Generationen verbunden hat. Vielleicht war es der Auftakt zu einer kleinen Tradition: Klang im Teehaus als Ort der Begegnung und Heilung.Ich bin dankbar für diesen Nachmittag – und wer weiß, vielleicht war es der Beginn einer kleinen Tradition. Eine weitere Veranstaltung an einem Dienstag Anfang 2026 ist schon angedacht und wird rechtzeitig angekündigt.
Wenn du mehr über meine Arbeit mit älteren Menschen erfahren möchtes schau gern auch hier
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